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Hans Rustler "MUSTERBILDER, 1931"

Hans Rustler, MUSTERBILDER, 1931 - Mustermappe aus der Agfa Photoschule, Berlin

Analoge Testfotografien aus den 1930er Jahren, die die technischen Möglichkeiten der analogen Fotografie aus dieser Zeit zusammenfassen.

Bildbeschreibungen

Die Bilder wurden von Hans Rustler 1931 als Student der „Agfa Photoschule“ in Berlin aufgenommen. Hans Rustler hat darüber keine Informationen hinterlassen. Es kann aber angenommen werden, dass es sich bei den ausgestellten Fotografien um eine Arbeit (ev. Abschlussarbeit) im Rahmen seiner Ausbildung handelt.

Die sorgfältig beschrifteten Testreihen von Fotos reflektieren den Stand der Fotografie im Jahr 1931. Folgende Bereiche hat Hans Rustler untersucht und auf den Albumblättern mit Stichworten bezeichnet:

Vergrößerungen mit / ohne Kondensor
Zu Beginn der analogen Fotografie wurden großformatige Plattenkameras verwendet, da die belichteten Platten im 1:1 Kontaktverfahren auf Papier belichtet wurden. Erst mit der Entwicklung starker elektrischer Lichtquellen war es möglich, einen Vergrößerer einzusetzen, um von kleiner werdenden Negativen beliebig große Vergrößerungen auf Fotopapier anzufertigen. Der Kondensor, also eine Sammellinse im Strahlengang des Vergrößerers, ermöglichte eine noch stärkere Bündelung des Lichts und daher einen größeren Vergrößerungsmaßstab. Er veränderte aber auch den Charakter des Lichtes und damit den Kontrast- und Schärfeeindruck des damit hergestellten Bildes.

Ausgleich von Über- und Unterbelichtung
Bei der Herstellung des Papierabzuges vom Negativ, konnte man Belichtungsfehler, die bei der Aufnahme gemacht wurden, durch entsprechend längere oder kürzere Belichtung, durch den Verdünnungsgrad des Entwicklers und einiger anderer Faktoren wieder ausgleichen.

Belichtungsspielraum
Die verschiedenen damals gebräuchlichen Fotopapiere hatten einen unterschiedlichen Belichtungsspielraum; das bedeutete, dass man auch bei leichten Fehlbelichtungen noch gute Ergebnisse in Bezug auf Tonalität und Kontrast erhalten konnte.

Schwefeltonung / Eisenblautonung
Bei der Tonung des Fotopapiers wird das Silberhalogenid durch die Farbe des Toners ersetzt. Dadurch konnte man eine bessere Haltbarkeit des Fotos erreichen und erzeugte auch eine gewisse ästhetische Qualität. In den Musterbildern werden verschiedene Tonungsverfahren getestet und auch der Einfluss anderer Parameter, wie die Wahl des Fotopapiers oder die Nutzung eines Kondensors.

Lupex / Brovira / Record – Papier
Dies waren Handelsmarken von Agfa Fotopapieren, die verschiedene Charakteristika in Bezug auf Weißgehalt, Schwärzung und Kontrastverlauf aufwiesen.

Orthochromasie – Versuche
Ab etwa 1925 wurde der bis dahin benutzte orthochromatische Film durch den panchromatischen Film ersetzt. Dieser neue Film konnte das sichtbare farbliche Spektrum tonwertrichtig, dem Helligkeitseindruck des Auges entsprechend, in schwarzweißen Helligkeitswerten darstellen. Der damals immer noch gebräuchliche orthochromatische Film bildete etwa die Farbe rot zu dunkel ab.

Reproduktion / Halbton Vorlage
In der Reproduktionsfotografie spielte der orthochromatische Film weiterhin eine wichtige Rolle.

Normales Negativ / Flaues Negativ / Hartes Negativ
Um auf unterschiedliche Lichtverhältnisse angemessen reagieren zu können, wurde verschiedene Typen von Fotopapier verwendet, die Licht- und Motivkontraste entweder reduzieren oder verstärken konnte. Mit weichem Fotopapier konnten starke Kontraste reduziert werden, mit hartem Fotopapier konnten geringe Kontraste verstärkt werden.
Zu schwache oder zu starke Kontraste konnten aber auch das Ergebnis von falscher Filmelichtung oder falscher Negativentwicklung sein, man spricht dann von flauen oder harten Negativen. Diese Fehler konnten ebenso durch hartes oder weiches Fotopapier ausgeglichen werden.
Auch die Wahl der jeweiligen Sorte des Fotopapiers oder der verwendete Entwickler hatten darauf Einfluss.

Lupex Papier Oberflächen
Fotopapier derselben Handelsmarke unterschied sich nicht nur in Bezug auf den Kontrast sondern auch in Bezug auf die Oberfläche, die von glänzend bis matt und von glatt bis stark strukturiert reichen konnte.

Fehlerquellen bei der Papierverarbeitung
Die Belichtung und die anschließende chemische Verarbeitung des Fotopapiers bargen eine Fülle von Fehlern. In diesem Testblatt sind einige davon angeführt:
Seitenverkehrt: das Negativ wurde seitenverkehrt in den Vergrößerer eingelegt.
Entwicklerinsel: der Entwickler hat das Fotopapier nicht gleichmäßig benetzt, der wenig oder gar nicht benetzte Teil bleibt heller oder ganz weiß.
Grauschleier: das Papier wurde in Teilen vor der Verarbeitung (meist irrtümlich) dem Licht ausgesetzt.
Luftblasen im Entwickler: wenn das Foto in das Entwicklerbad kommt, setzen sich Luftblasen auf der Oberfläche fest, die an diesen Stellen die Entwicklung verlangsamen oder ganz verhindern, die Stelle erscheint hell oder weiß.
Fixierbadfinger: Reste von Fixierbad (das die Aktivität des Entwicklers stoppt bzw. verhindert) befanden sich auf dem Finger, mit dem das Fotopapier in den Entwickler getaucht wurde.
Kopie nicht ausfixiert:
Das Foto wurde nach der Entwicklung nicht ausreichend in das Fixierbad getaucht, daher dunkeln diese Stellen später unter Lichteinwirkung nach bzw. werden ganz schwarz.

Hans Rustler



Hans Rustler wurde als k.u.k. Österreicher am 1.11.1910 in Liebenstein bei Eger, dem heutigen Libá, in Böhmen geboren. Taufname Johann, gest. 26.08.1988 in Salzburg.

Die Eltern Christoph und Katharina Rustler, geb. Wassermann, besitzen in Liebenstein ein Kolonialwarengeschäft. Nach dem 1. Weltkrieg wird das Sudetenland Teil der Tschechoslowakischen Republik. In der wirtschaftlich schlechten Nachkriegszeit sieht der Bruder Josef Rustler in Liebenstein für sich keine Zukunftsperspektive, wandert 1923/1924 nach Salzburg aus und gründet den Drogengroßhandel „Rustler & Co“ in der Bergstraße.

Hans Rustler bleibt in der Tschechischen Republik, absolviert von 1924 bis 1927 eine Lehre zum Drogisten bei der Firma Wunderlich in Asch, die Drogistenprüfung legt er 1927 in Karlsbad ab und bleibt in der Firma bis zu seiner Einberufung zum Tschechischen Militär im April 1929.

19-jährig absolviert er noch eine Sanitätsausbildung und ist Mitarbeiter der Militärapotheke. Danach wird er Fachdrogist in Marienbad, um bald darauf 1931 zu Studienzwecken nach Berlin zu gehen. Er besucht dort die Agfa-Fotoschule, die eine der ersten Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Fotografie ermöglicht. Ein bekannter Absolvent dieser Fotoschule ist auch der Fotojournalist Hilmar Pabel.

Anschließend geht er wieder zurück nach Marienbad, wo er bis 1934 als Drogist angestellt ist, bevor er im Juli nach Salzburg auswandert und eine kurze Einschulungsphase im Großhandel in der Firma seines Bruders durchläuft.

Bald danach macht er sich selbständig und eröffnet in der St. Julienstraße die „Adler-Drogerie“. Seine besondere Aufmerksamkeit gehört der Fotografie, worin er in Berlin ein fundiertes Wissen erworben hat.

 

Ende 1939 holt ihn der Zweiter Weltkrieg ein. Noch vor seiner Hochzeit mit Barbara Sax erhält er die Einberufung zur Westfront und rückt am Tag nach der Hochzeit ein.

Im Februar 1940 bringt ihn ein Unfall ins Front-Lazarett Landstuhl und er wird aus dem Wehrdienst entlassen. All diese Zeit leitet seine Ehefrau Barbara Rustler mit Angestellten die Firma in der St. Julienstraße allein verantwortlich weiter.

Einer neuerlichen Einberufung 1942 entgeht Hans Rustler wegen eines Herzleidens und wird nach Salzburg versetzt. Es gibt kaum noch Chemiker, so dass Hans Rustler in der Arzneimittel-Fabrikation eingesetzt wird. Er leitet eine kriegswichtige Einrichtung

und erzeugt in einer Baracke, die in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs gelegen ist, Medikamente für die Front. Ihm unterstehen zeitweise über 30 Mitarbeiter, allesamt Frauen.

Infolge des Krieges werden sein Vater, Christoph Rustler und seine Schwester Luise Rustler aus ihrer Heimat vertrieben und finden Unterschlupf in der Familie in der St. Julienstraße.

Der Besitz in Liebenstein und das Erbe sind verloren, so dass Hans Rustler sich ganz und gar dem Aufbau der Firma widmen muss.

Seiner Leidenschaft, der Fotografie, kann er nicht ganz entsagen. Seine Frau „Betty“ ist sein Lieblingsmodell und er bleibt der Fotografie zeitlebens als Hobbyfotograf verbunden.

Als Drogist macht er sich bald einen Namen, erzeugt zahlreiche Produkte, ist bekannt für sein Kräuterwissen, seinen Schwedenbitter und diverse Cremen.

Den Drogerie-Betrieb führt er bis zu seinem Pensionsantritt weiter.