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Franz Göttfried "BILDER AUS ST. LAMBRECHT"

Franz Göttfried, BILDER AUS ST. LAMBRECHT - Modern Prints aus einem Nachlass der 1930-1940er Jahre.

Franz Göttfried (1903–1980) fotografierte ab den frühen 1920er Jahren vor allem in seinem Wohnort St. Lambrecht (Steiermark, Österreich). Nach einem schweren Schicksalsschlag in den frühen 1970er Jahren hat er einen Großteil seiner Fotografien zerstört. Etwa 500 Glasnegative im Format 9 x 12 cm haben in seinem Heimathaus überlebt. Die Glasplatten befanden sich in den ursprünglichen Verpackungen der Hersteller. Auf den Innenseiten der Deckel dieser Schachteln hat er Bildtitel und die Namen der fotografierten Personen notiert.

Simon Baptist studiert seit 2017 Fotografie an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Er hat sich auf diesem Hof ein Atelier eingerichtet und begann sich in der Folge für diese Negative zu interessieren. Er digitalisierte das gesamte Negativ-Archiv und begann mit der Aufarbeitung. Dazu gehören auch Recherchen über den Fotografen und ausführliche Gespräche und Interviews mit Zeitzeugen. 2020 entstand ein Kontakt mit dem FOTOHOF archiv in Salzburg und seit diesem Zeitpunkt wird der fotografische Nachlass von Franz Göttfried in Zusammenarbeit von FOTOHOF archiv und Simon Baptist weiter bearbeitet.

Franz Göttfried

Biographie

Franz Göttfried wurde am 28. März 1903 als Sohn des Bauernehepaares Johann und Agnes Göttfried in St. Lambrecht (Steiermark, Österreich) am Vollandhof geboren; er war das fünfte von acht Kindern (4 Mädchen, 4 Jungen).

Franz Göttfried heiratet am 18. April 1938 Katharina Raunegger. Ein Jahr später wird er zum Wehrdienst verpflichtet und nimmt am Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen teil. Als er noch im selben Jahr wieder zurück kommt, muss er die Untreue seiner Ehefrau entdecken und trennt sich von ihr. 

Ein bestimmendes Element seines Lebens ist die Musik. Woher seine musikalische Ausbildung stammt ist unklar, es wird aber berichtet, dass er Bass, Bassgeige, Harmonika und mehrere Blasinstrumente, vor allem das Flügelhorn beherrscht. Er hat dieses Wissen später auch als Kapellmeister weiter gegeben und die örtliche Blasmusik geleitet. Er hat auch bei zahlreichen Feiern und Hochzeiten in der Umgebung gespielt und war so natürlich mit den benachbarten Bauern bestens verbunden. Doch nicht nur sein musisches Talent ist bemerkenswert, er begeisterte sich auch für die Technik der Zeit. 1951 besaß er als der erste Bauer im Dorf einen Traktor, ebenso ein Motorrad und er beschäftigte sich mit Fotografie, von der Aufnahme bis zur Ausarbeitung in der eigenen Dunkelkammer.

Am 14. September 1946 geht er mit der 24-jährigen Nachbarin Viktoria Kerschbaumer eine Lebensgemeinschaft ein. Franz Göttfried ist ein gut integriertes und geachtetes Mitglied der dörflichen Gemeinschaft, doch den katholischen Regeln der Zeit entsprechend, konnte er seine Lebensgefährtin Viktoria erst nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Katharina im Jahr 1965 kirchlich heiraten.

1971 verunglückt seine Frau Viktoria beim Füttern der Tiere tödlich, da sie durch einen morschen Scheunenboden stürzt, den Franz Göttfried selbst vor einiger Zeit repariert hatte. Von diesem Schicksalsschlag erholt er sich nicht mehr, er zerstört seine Fotografien, verlässt später auch seinen Bauernhof in St. Lambrecht, den er vorher seinem Sohn Franz übergeben hatte, und stirbt am 12. März 1980 in Klagenfurt.

Etwa 500 Glasplatten im Format 9 x 12 cm haben auf dem Dachboden seines Hofes der Zerstörung durch die Witterung getrotzt und wurden von den späteren Besitzern des Bauernhofs erst in den 1990er Jahren in die Stube in Sicherheit gebracht. Der Zeitraum, in dem Franz Göttfried fotografierte, lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr eindeutig eingrenzen. Die früheste gesicherte Zuweisung ergibt sich aus der Fotografie einer Sternsinger-Aufschrift auf einem Türbalken und lautet 1924. Auf einem Gruppenbild von Holzfällern ist ein Fass zu sehen, das die Jahreszahl 1930 zeigt. Eine andere Fotografie enthält im Hintergrund ein mit Zweigen verziertes Hakenkreuz. Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war kein Beleg in den Fotografien zu finden und auch die Befragung von Zeitgenossen konnte keinen Aufschluss darüber gegeben, wann er zu fotografieren aufgehört hat. Von seiner fotografischen Tätigkeit hat neben den Glasnegativen nur seine Kamera überdauert: eine 9 x 12 cm Laufbodenkamera „M. Grabner Photo-Manufactur Graz“ mit einem „Extra Rapid Aplanar F 8“ Objektiv.

Simon Baptist und Kurt Kaindl (FOTOHOF archiv ), Salzburg 2021

 

ENGLISH VERSION

Biography Franz Göttfried

Franz Göttfried was born on 28 March 1903 to the farming couple Johann and Agnes Göttfried in St. Lambrecht (Styria, Austria) on the „Vollandhof“ farm; he was the fifth of eight children (4 girls, 4 boys).

Franz Göttfried marries Katharina Raunegger on 18 April 1938. One year later he was drafted into military service and took part in the invasion of Poland by the German Wehrmacht. When he returns the same year, he has to discover his wife's infidelity and separates from her. 

Music is a defining element of his life. Where his musical training came from is unclear, but it is reported that he mastered the bass, bass violin, harmonica and several wind instruments, especially the flugelhorn. He later passed on this knowledge as bandmaster and led the local brass band. He also played at numerous celebrations and weddings in the area and was thus naturally very well connected with the neighbouring farmers. But not only his musical talent is remarkable, he was also enthusiastic about the technology of the time. In 1951, he was the first farmer in the village to own a tractor, as well as a motorbike, and he became involved with photography, from taking pictures to finishing them in his own darkroom.

On 14 September 1946 he entered into a life partnership with the 24-year-old neighbour Viktoria Kerschbaumer. Franz Göttfried is a well-integrated and respected member of the village community, but according to the Catholic rules of the time, he could only marry his partner Viktoria in church after the death of his first wife Katharina in 1965.

In 1971, his wife Viktoria had a fatal accident while feeding the animals, falling through a rotten barn floor that Franz Göttfried had repaired himself some time before. He never recovers from this blow of fate, destroys his photographs, later also leaves his farm in St. Lambrecht, which he had previously handed over to his son Franz, and dies in Klagenfurt on 12 March 1980.

About 500 glass plates in 9 x 12 cm format have defied destruction by the weather in the attic of his farm and were only brought to safety in the parlour by the later owners of the farm in the 1990s. From today's perspective, the period in which Franz Göttfried took photographs can no longer be clearly delimited. The earliest certain attribution comes from a photograph of a carol singer inscription on a door beam and reads 1924. A group photograph of woodcutters shows a barrel with the year 1930. Another photograph contains a swastika decorated with twigs in the background. No evidence for the period after the Second World War could be found in the photographs, and questioning contemporaries could not provide any information about when he stopped taking photographs. Of his photographic activities, apart from the glass negatives, only his camera has survived: a 9 x 12 cm moving-bottom camera "M. Grabner Photo-Manufactur Graz" with an "Extra Rapid Aplanar F 8" lens.