"Der brave Sohn" ist eine puppenstubenartige Fotoinszenierung; Peter Dresslers ironische und gleichzeitig beklemmende Interpretation des Eltern-Kind Konfliktes. Im geblümt tapezierten Wohnzimmer sitzt ein altösterreichisches Fotokarton-Ehepaar in steifer Gestik, umgeben von Spielzeugen ihres kleinen Kindes. Bei der Zimmerausstattung dürfen natürlich der obligate Gummibaum, der Spitzenvorhang und der Weihnachtsbaum nicht fehlen. In dieser anheimelnden Umgebung turnt der brave Sohn quasi als Marionette auf eine Stange. (zitiert nach: Doris Krumpl, Falter 12/1990)
Biografie Peter Dressler (*17. September 1942 in Brasov Rumänien, † 15. September 2013 in Prag), hat als Künstler, Akademielehrer und kritischer Teilnehmer der Kunstszenen die österreichische Fotografie seit den 1970er Jahren beeinflusst.
Ausbildung und künstlerischer Werdegang
Peter Dressler wurde 1942 in Brasov (deutsch: Kronstadt) in Rumänien geboren. Erste fotografische Arbeiten entstanden in den 1960er Jahren. Sein Studium der Malerei von 1966 bis 1971 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Gustav Hessing schloss er mit Diplom ab. Anschließend übte er dort von 1972 bis 2008 eine Lehrtätigkeit aus, zunächst als Lehrbeauftragter bei Gustav Hessing, dann als Assistent bei Friedensreich Hundertwasser und ab 2001 a.o. Professor bei Hubert Schmalix und Amelie von Wulffen. 1989 erhielt er den Würdigungspreis für künstlerische Fotografie des Bundeskanzleramtes, 2001 den Rupertinum-Fotopreis, 2001 den Japanischen Fotopreis Higashikava und 2013 den Österreichischen Staatspreis für künstlerische Fotografie. Er war Mitglied der Künstlergruppe „Der Kreis“, Wien.
Künstlerisches Werk
Peter Dressler erzählte mit inszenierten Bildern „Fotogeschichten“ in einer metaphorischen Bildsprache. Öffentliche Räume, die er durch Zufall fand, und Alltagssituationen dienten ihm als Schauplätze, in welchen er für seine Fotografien temporäre Eingriffe vornahm. Sein Künstlerbuch Zwischenspiel enthält Fotografien seiner städtischen Erkundungen im Wien der frühen 1970er Jahre, es wurde jedoch erst 1989 publiziert. In den Jahren 1975 bis 1978 realisierten Peter Dressler und Franz Zadrazil den Schwarzweiß-Film Sonderfahrt; dabei entstand ein audiovisuelles Mosaik als eine Mischung von assoziativ Gefundenem und Gespieltem. Erste Graffiti Fotos stammen aus den frühen 1970er Jahren und 1971 entstehen erste mehrteilige Fotoarbeiten in Tableau-Form.
Peter Dressler wurde am Friedhof Mauer (Gruppe 41, Reihe 1, Nummer 1) in Wien bestattet. Der künstlerische Nachlass befindet sich im Fotohof archiv.
Ausgewählte Einzelausstellungen
2016 Das Kunst Haus Wien zeigt 2016 die erste posthume Retrospektive von
Peter Dressler
2013 Galerie Eboran, Salzburg
2006 Greifbare Schönheit, Camera Austria im Kunsthaus Graz
2003 In unmittelbarer Nähe, Akademie der bildenden Künste Wien
2002 Tie Break, Galerie Fotohof, Salzburg
1995 Antagonismes, Centre National de la Photographie, Paris (Katalog)
1990 With Great Interest, Westpac Gallery, Melbourne
1989 Zwischenspiel, Galerie Fotohof, Salzburg
1986 Mit großem Interesse, Galerie Johannes Faber, Wien
1983 Peter Dressler, Forum Stadtpark, Graz
Ausgewählte Ausstellungsbeteiligungen
2010 Spannungsunterbrechung, KÖR Schaufenster am Kunsthalle Wien
public space karlsplatz
2006 Simultan. Zwei Sammlungen österreichischer Fotografie, Fotomuseum Winterthur, Winterthur und 2005 Museum der Moderne, Salzburg (Katalog)
2004 EX IN, Galerie Fotohof, Salzburg
Ausgewählte Publikationen
Dressler, Peter: Eher seltene Rezepte. Salzburg: Edition Fotohof, 2004.
Dressler, Peter: Mit großem Interesse / With Great Interest / Avec Grand Intéret. Wien, Karolinger Verlag, 1990.
Dressler, Peter: Greifbare Schönheit. Salzburg: Edition Fotohof, 2002.
Dressler, Peter: Tie Break. Salzburg: Edition Fotohof, 2002.
Dressler, Peter: Business Class. Salzburg: Edition Fotohof, 2002.
Dressler, Peter: Bleibende Werte. Salzburg: Edition Fotohof, 2002.
Dressler, Peter: Zwischenspiel. Österreichische Volksbanken AG, ed., Karolinger Verlag, Wien, 1989.
Dressler, Peter & Renate Madritsch: Ein Kaisergedanke: Wiener Architektur des Historismus 1848 – 1914. Karolinger Verlag, Wien, 1987,
Dressler, Peter: Das Wiental. Jugend & Volk, Wien/München, 1983.